"Der Mensch
Er opfert seine Gesundheit, um Geld zu verdienen. Dann opfert er sein Geld um seine Gesundheit zurück zu bekommen. Er ist so auf die Zukunft fixiert, dass er die Gegenwart nicht genießen kann. Das Ergebnis ist, dass er weder die Zukunft noch die Gegenwart lebt. Er lebt so, als würde er niemals sterben und er stirbt so, als hätte er nie gelebt."
Dalai Lama
Ja da hat er wohl sehr recht der gute Dalai... was gibt es dazu auch noch mehr zu sagen? Seine Worte treffen den Nagel besser denn je auf den Kopf. "Wer liebt, was er tut, muss nie wieder arbeiten" war eigentlich immer mein Lebensmotto, da ich mich immer sehr glücklich geschätzt habe, meinen Traumberuf auszuüben. Und das auch noch recht erfolgreich. Mein Terminkalender ist voll bis zum Ende des Jahres. Kunden kommen zu mir, weil sie von mir ein individuelles Tattoo haben möchten, sie vertrauen mir, weil sie meinen Stil unter ihrer Haut tragen wollen. Das ist verrückt und ich kann das manchmal noch immer nicht glauben, es macht mich eigentlich sehr glücklich und was gibt es denn besseres, als seine Leidenschaft zum Beruf zu machen.
Dennoch lebe auch ich nur in einer Arbeitsgesellschaft voller Erwartungen und einer geschäftlichen Hierarchie in der man täglich funktionieren muss. Das ist nicht jeden Tag immer einfach und in einem künstlerischem Job ist auch nicht jeder Tag wie der andere. Kunst und Kreativität kommen nicht auf Knopfdruck. Allerdings ist es dein verschissener Job und die Kreativität sollte besser auf Knopfdruck kommen. Das alles macht müde... erschöpft... und ich bin wieder an dem Punkt, an dem ich nur noch arbeiten muss. Ich liebe nicht mehr, was ich tue. Meistens zu mindest, denn es ist kein Wollen mehr, sondern nur noch ein Müssen. Schneller, besser, immer mehr. Das macht krank. Krank und traurig. Es erstickt die Kunst in mir und es gibt Tage an denen einfach alles nur noch schwarz ist. Ich taumel in einem Zustand vor mich hin... nicht richtig wach und irgendwie ständig so ein bisschen krank. Nie richtig krank, aber auch nicht mehr wirklich gesund. Mir tun die Glieder weh, ich habe Schmerzen in meiner Arbeitshand und Schmerzen im Rücken, am Tag ist das alles nicht schlimm genug, um zuhause zu bleiben. Wie auch? Es muss ja gehen. Ich muss funktionieren. Für meine Kunden. Für dieses beschissene System. In der Nacht halten mich diese Schmerzen dann wach und die Gedanken, nicht mehr frei zu sein. Ein Sklave in dieser Welt. Fremdbestimmt in der grauen Masse mit zu schwimmen. Und die Menschen beneidend, die noch wirklich leben. Welche rumreisen und frei sind. Glückliche, freie Kinder. Und wir bleiben alle zurück, hier in dem grauen, unglücklichen, unzufriedenen Sumpf.
Das Schlimmste daran ist wohl, dass es unsere eigene Entscheidung ist, welches Leben wir leben. Es ist der fehlende Mut, die Verpflichtung die man sich selbst auferlegt. Warum nicht einfach heute aufstehen und endlich mal anfangen zu leben? Vor wenigen Tagen ist ein Freund gestorben, Motorradunfall. Er war noch so jung, viel zu jung. Und kurz wird man aus dem Trott herausgerissen und dann wird einem wieder vor Augen geführt, wie schnell alles einfach vorbei sein kann. Und dann ist es vielleicht so, wie der Dalai Lama sagt. Was ist, wenn wir irgendwann sterben, als hätten wir nie gelebt? Wie traurig ist das denn... Ich möchte nicht leben, wie ich leben muss. Ich möchte leben, wie ich will und vor allem möchte ich LEBEN.
Ich möchte gern die Liebe zur Kunst wieder finden und ich möchte gern glücklich sein. Die Theorie ist so einfach und die Praxis ...höchstwahrscheinlich eigentlich auch ... eigentlich... und so weiter... Ich schreibe das auch nicht, weil ich irgendwelches Mitleid haben möchte oder so... ich dachte eigentlich, dass ich einfach mal wieder was schreiben sollte und auch das lief nicht so leicht von der Hand, wie sonst, wenn ich irgendwas zu sagen habe. Es ist allgemein gerade eine seltsame Zeit und ich habe das Gefühl, dass sich irgendetwas ändern muss, vielleicht muss ich mich auch ändern. Ich weiß es nicht, vielleicht drehe ich auch einfach gerade durch...
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Jens Preusche (Dienstag, 28 Juni 2016 20:41)
....als erstes macht es nachdenklich was man liest. man stellt fest bzw. überlegt ob man sich im eigenen job gefangen fühlt. mir geht es nicht so. aber das liegt aber denke ich größtenteils an meinem Wesen. weil es für mich auch mein BERUF ist. klar fällt es schwer wenn der Wecker früh halb drei klingelt und man fühlt sich oft wie "täglich grüßt das Murmeltier". Aber für mich ist es eher der Ausgleich zum Alltag. Meine Arbeit macht mich und meine Seele frei. Es liegt sicher auch daran wo und mit wem man zusammen arbeitet. ....und ja man wird irgendwo gezwungen Geld zu verdienen um leben zu können. aber das ist nur anerzogen. man könnte auch ohne geldverdienen überleben. jeder muss für sich entscheiden was er will. mehr luxus oder mehr freiheit. oder beides zusammen. leben findet im Kopf und Seele statt. Der eine braucht mehr der andere weniger. einer denkt mit herz der andere mit verstand. wir sollten lernen mehr zu schätzen was uns glücklich macht. erinnert euch an momente die euch glücklich gemacht haben. achtet auf sachen die ihr tut wo ihr nicht nachdenkt und euch gut fühlt. lernt euch selber zu lieben. über euch zu lachen. und wenn wir schwach sind dann sind wir es eben. immer dieses starke sein in der gesellschaft halte ich für den größten mist. wer heutzutage schwächen akzeptiert und zeigt, der hat wahre stärke. manchmal verliert man auch einfach nur mal den blick nach vorn. aber dafür gibt es freunde. richtige freunde. und die geben einem wieder mut und kraft. gefühle erleben ist das beste was es gibt. und schmerz gehört dazu. nur wer weiß wie sich richtiger schmerz anfühlt kann auch vor glück weinen. ....ich war schon mal an einem punkt wo ich absolut keinen blick mehr nach vorn hatte. aber ich hab ich hab mich mit hilfe da rausgeboxt. und dieses schlüsselerlebnis hat mir gezeigt dass es IMMER weitergeht. Was soll einem denn passieren? Nichts passiert. Man weiß wie mies es sich anfühlen kann. Aber man weiß dass es besser wird. ....und wenn jetzt jemand meint es könnte ja noch schlechter sein. Auch da geht es weiter!!! positives denken macht ganz viel. Jeden Tag ein mini Stück. Und Musik ist dafür außergewöhlich gut. Weil Musik einfach alles ausdrücken kann. Ich kann nur sagen "Bitte hör nicht auf zu träumen" das sagt eigentlich alles. .....und schreiben hilft auch Lisa. Find es klasse dass Du den Text geschrieben hast.
HR (Dienstag, 02 August 2016 11:50)
Hallo liebes Lisl,
es stimmt mich zu tiefst traurig solche Texte von Dir lesen zu müssen.
Ich habe sehr lange und gründlich überlegen müssen, was ich Dir hierauf antworte. Ich glaube das Du zum einen den ersten wichtigen Schritt gemacht hast und Dich mitgeteilt hast. Zum, anderen solltest Du Deine Situation evtl. versuchen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Nicht immer den negativsten. Genau wie mein Vorgänger hier schon schreibt, positiv Denken ist ganz wichtig! Es ist nicht alles grau, klar kann man sich die kleinen Missgeschicke, Rückschläge oder den ein oder anderen Gegenwind immer schlecht reden. Man kann aber auch genau so gut versuchen das Beste aus den Sachen mitzunehmen.
Man kann auch mal eine Chance sehen. Und ganz ehrlich Du bist eine der buntesten Frauen die ich je kennen gelernt habe. Du musstest viele Scheißhaufen in Deinem Leben ertragen, hast viele schwere Genickklatschen bekommen. Du konntest sie aber alle meistern und wieder aufstehen. Warum zum Henker sollte das diesmal anders sein??
Ich kann Dir leider nicht sagen wie der Weg aussieht, dass steht mir wahrscheinlich auch gar nicht zu. Du weißt aber, dass Du Freunde hast, auf die Du Dich immer und überall verlassen kannst.
Egal was Du tust, versprich mir einfach das Du wenigstens versucht Deine Perspektive zu ändern.
Ganz liebe Grüße und ne kleine Umarmung!
HR Peace!
KC (Dienstag, 30 August 2016 20:31)
Lisa,
was soll ich zu diesem Text sagen außer, true words. Ich kann viele deiner Worte verstehen und auch nachvollziehen aber ich bin auch bei genau so vielen aussagen anderer Meinung.
Ich sehe es auch sehr schwierig die Kunst auf knopfdruck entstehen zu lassen. Da Kunst für mich etwas lebendes ist etwas was im entstehen entsteht. Mir gibt es immer ruhe und seelenfrieden wenn ich mit meinen stiften etwas erschaffe. Die wenigsten können wahrscheinlich auch nicht verstehen was es bedeutet ein Artist und zu gleich ein berufstätiger Tätowierer wie wir zu sein. Das normal bild des Tätowierers ist ja Sex Drugs and Rock n Rroll. Wir sollen uns ja glücklich schätzen damit Geld zu verdienen! So leicht ist das leider aber nicht! Es steckt jede menge Arbeit und Disziplin hinter jedem Bild hinter jedem Tattoo. Und hier kommt der "Beruf" zum tragen, wenn wir Kunden vor uns haben die sagen (bei einem Bild wo wir vielleicht Stunden dran gearbeitet haben) ich würde gern das das das ändern und das mag nicht bla bla bla. Nun heißt es funktionieren, akzeptieren das kein Respekt unserer arbeit gezollt wird. Das ist dass was ich als negativ sehe.
Trotz alle dem können wir uns glücklich schätzen was wir haben und womit wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Wir als Künstler haben es nicht leicht in einer Leistungsgesellschaft da wir von Grund auf anders denken fühlen und leben. Aber zu sehen das es auch wenige andere in unserem Umfeld gibt die genau mit solchen Problemen zu kämpfen haben ist doch auch etwas schönes!
Der Dalai Lama hat wohl recht was er sagt aber er hat nun auch schon eine Facebook Like Page. Und mit seinen Namen wird Geld verdient. Jeder mensch muss irgendwie heutzutage Geld verdienen das ist nun leider mal Fakt. Für mich ist das wichtigste auch wenn man am Boden ist WIEDER AUFZUSTEHEN! Wichtig ist was wir tuen in den momenten wenn wir Mensch sind. Wichtig ist was wir in unsere Freizeit tuen und mit wem wir uns umgeben! Wichtig ist sich selbst treu zu bleiben, mit sich selbst zufrieden sein! Das leben ist zu kurz um über negatives nachzudenken. Wer sich nach einer Revolution sehnt sollte zuerst die Revolution in sich selber beginnen.
Und zu aller letzt möchte ich sagen wie soll ein Mensch wie ich oder du der in Chaos etwas schönes sieht in einer Kontrollwelt zurechtkommen? Ganz einfach! Wie wir es für richtig empfinden! Was andere darüber denken oder meinen uns aufdrücken zu wollen ist nicht von wichtigkeit.
Jeder findet seinen weg, jeder schreibt sein ende selber Also lass uns gute Autoren sein.
P.s. dieser Text entstand über den Tag hinweg nach mehreren Bildern in meinen Pausen deswegen passt vielleicht nicht alles zusammen aber hey ITS FUCKING ART!